
Le Lampenfieber 2022
Queer*feministisches Deutsch-französisches Theaterfestival Le Lampenfieber - Erste Ausgabe
Für seine erste Ausgabe hat das queer*feministische deutsch-französische Theaterfestival Le Lampenfieber sechs Theatergruppen eingeladen, im ACUD Theater in Berlin aufzutreten. Es richtet sich an junge professionelle Theatergruppen, die nicht mehr als zwei Produktionen hinter sich haben und international auf der Bühne auftreten möchten.

Am Ende einer weltweiten Pandemie ist die Lust auf Theater groß. Es wurde ein starkes und kraftvolles Thema gewählt, um dieses Bedürfnis auszudrücken: DÉSIR | SEHNSUCHT | CRAVING. Es wurden Theaterproduktionen ausgewählt, die dieses Thema durch die Brille gesellschaftlicher Herausforderungen wie Feminismus, LGBTQIA+ Kämpfe und Antirassismus beleuchten, um ein Programm zu bieten, das die Werte des Festivals für mehr Inklusion und Vielfalt widerspiegelt.
Nach der Prüfung von über 120 Bewerbungen entschied sich die Jury für die folgenden sechs Produktionen:
Für die französische Auswahl :
• Les Tournesols (Die Sonnenblumen) von der Compagnie des Orageuses
• Arrête avec tes Mensonges (Hör auf zu Lügen) von der Compagnie Velours & Macadam.
• Marie Tudor_God save the Queen von der Compagnie du Rubis
• Manque (Gier) von der Compagnie Stabat Matière
Für die deutsche Auswahl :
• La Voix humaine von dem Kollektiv Monstress Mess
• SO WIE IHR UNS WOLLTET von dem feminine fabrik kollektiv
Produktionen

Les Tournesols
Les Orageuses
Regie und Dramaturgie Angèle Garnier
Mit Myriam Fichter, Ema Haznadar, Anysia Mabe, Marie-Lou Nessi
von Fabrice Melquiot
Die sechzigjährige Violet lebt mit ihren drei Töchtern Blue, Brown und Black, die alle von unterschiedlichen Vätern geboren gezeugt wurden. In einer Provinzstadt, nah und fern von allem, versucht jede von ihnen, der Langeweile zu entkommen und aus einem Familienmodell auszubrechen, das von Lebenskraft und Todessehnsucht geprägt ist. Mit Humor als Heilmittel gegen die Melancholie webt Fabrice Melquiot die sanft neurotische Biografie von vier Frauen, die aneinander gefesselt sind.

Arrête avec tes mensonges
Velours et Macadam
Regie und Dramaturgie Valentin Nerdenne
Mit Gaudéric Maléjac, Anthony Martine, Valentin Nerdenne, Anne-Laure Ségla
nach dem Buch von Philippe Besson
Philippe wohnt in Barbezieux, ist gut in der Schule, mag Diana Ross und Nerdfilme. Thomas geht auf dieselbe Schule wie er, spielt Flipper, fährt Motorrad und raucht viel. Philippe mag Männer, sagt es aber nicht. Thomas mag Frauen, gibt aber nicht damit an. Sie haben nichts gemeinsam, sie haben noch nie miteinander gesprochen. Doch eines Tages im November verabredet sich Thomas mit Philippe in einem Wettbüro weit außerhalb des Stadtzentrums. Aus dieser ersten Begegnung entwickelt sich eine große Liebesgeschichte. Nach einem Jahr geheim gehaltener Beziehung entfernt der Sommer die beiden voneinander. Sie sehen sich nicht wieder. Dreiundzwanzig Jahre später erfährt Philippe durch seinen Sohn Lucas von Thomas‘ schweigsamem Leben. Ihre Geschichte, die er längst begraben glaubte, wird wieder auftauchen und das Leben der beiden Geliebten erschüttern.

Marie Tudor_God Save The Queen
La Compagnie du Rubis
Regie und Dramaturgie Ema Zampa
Mit Jonathan Arial, Estelle Daurore, Jean-Benoît Diallo, Aurélien Lejeune, Soufiane Menouni, Vincent Van Damme, Ema Zampa
von Victor Hugo
Marie liebt Fabiano, der sie mit Jane betrügt, die ihrerseits Gilbert betrügt, der sie wiederum liebt. Die Dinge könnten hier enden, aber wir befinden uns am englischen Hof und Marie ist die Königin, die würdige Tochter des schwefeligen Heinrich VIII. Mit „Marie Tudor_God save the Queen“ gibt La Compagnie du Rubis einem der größten Klassiker der französischen Literatur einen neuen Anstrich und eine gute Prise Punk. Der Text ist intakt, die Inszenierung… legendär!

Manque
Stabat Matière
Regie und Dramaturgie Mikaël Gravier
Licht Margot Ardouin
Mit Axelle Lerouge, Rudy Pimbonnet, Nadège Rigault, Étienne Thomas
von Sarah Kane
Am Grund ihres Krankenhausbettes nach einem Selbstmordversuch findet sich eine junge Frau mit sich selbst konfrontiert. In dem verzweifelten Versuch, zu leben und sich innerlich lebendig zu fühlen, erfindet sie Leben und Geschichten oder klaut die, die ihr das Fernsehen gibt. Doch bei jeder Flucht wird sie von der Gewalt der menschlichen Beziehungen eingeholt. A B C und M, die vier Stimmen, verkörpern abwechselnd toxische Männlichkeitsfiguren, missbrauchte Frauen, aber auch Wesen im Kampf, auf der Suche nach Liebe, Unabhängigkeit und Licht.

La Voix Humaine
Monstress Mess Kollektiv
Regie und Dramatugie Rebecca Scott
Bühnenchoreograph Manuel Finke
Deutsche Übersetzung Barbara Engelhardt
Mit Lucie Aron, Aude Langlois, Judith Shoemaker, Belinda Sykora
Von Jean Cocteau
In dieser Interpretation des französischen Klassikers „La Voix Humaine“ von Cocteau widmet sich das Kollektiv Monstress Mess der Figur einer Pariserin aus den 30er Jahren, einer verletzten Frau in all ihrer Pracht. An ihrer Seite steht eine andere Frau, die im heutigen Berlin lebt. Das Kollektiv bietet eine klangliche Erkundung der Intimität der menschlichen Stimme durch zwei sehr unterschiedliche, aber dennoch miteinander verbundene Frauen. Mit gebrochenem Herzen begeben sich Körper und Psyche auf eine bittersüße emotionale Reise, die von einer Live-Soundkreation des französisch-österreichischen Duos Ekheo begleitet wird.

SO WIE IHR UNS WOLLTET
Feminine Fabric Kollektiv
Wie werden wir wir? Was machen Fremdzuschreibungen und manchmal damit einhergehende unsichtbare Erwartungshaltungen mit jungen Frauen wie uns in ihrer Identitätsbildung? Was sind die Regeln, die Erwartungen der Gesellschaft und wer wären wir ohne diese Regeln? Es geht um Sexualität, soziale Herkunft, care Arbeit, emotionale und sexuelle Gewalt-, Grenzen und Grenzüberschreitungen.
Diese erste Ausgabe war ebenfalls die Gelegenheit, mit professionellen Videokünstler:innen und Fotograf:innen zusammenzuarbeiten. Die schönsten Momente des Festivals wurden durch die Kamera von Jérémy Hodoli festgehalten. Der Fotokünstler Jetmir Idrizi hat außerdem mit Leidenschaft und Zärtlichkeit die Proben und Generalproben sowie die Kulissen des Festivals verschönert.
Die Berlinerinnen und Berliner waren dabei: Aus Deutschland, Frankreich, aber auch internationale Gäste, von jung bis alt, die Vielfalt war auch unter den zahlreich erschienenen Zuschauer:innen spürbar. Dank des Passes konnten einige von ihnen mehrere Aufführungen zu einem ermäßigten Preis besuchen. Nicht zu vergessen die Schulklassen, die zur zweiten Aufführung von Mary Tudor_God Save the Queen anwesend waren. Eine gute Gelegenheit für die Lehrer:innen, Unterhaltung und Bildung miteinander zu verbinden. Schließlich würdigten auch einige Theaterschaffende und Journalist:innen das Festival durch ihre Präsenz.

Foto © Jetmir Idrizi

Foto © Jetmir Idrizi
Mehrere Veranstaltungen prägten außerdem die Woche. Am Donnerstagnachmittag bot das Performing Arts Programm, durch Catherine Launay und Christin Eckart vertreten, einen Workshop mit den Künstler:innen an. Es wurden Tipps und wertvolle Informationen zum Thema Mobilität gegeben.
Jede Theatergruppe hatte auch die Möglichkeit, nach einer Aufführung mit ihrem Publikum auszutauschen. Diese Gespräche waren jedes Mal ein Höhepunkt des Festivals, bei dem sich die Zuschauer:innen die Zeit nahmen, Fragen über die Arbeit an den Produktionen zu stellen. Die Künstler:innen spielten mit Begeisterung mit und ermöglichten so neue Einblicke in ihre Arbeiten.
Um den Abschluss dieser ersten Ausgabe zu feiern, wie es sich gehört, fand am Sonntagabend eine Party in der Lettrétage des ACUD statt. Künstler:innen, Organisator:innen, Freiwillige und Publikum tanzten bis zum Ende der Berliner Nacht, die bekanntlich kein Ende hat.
Das Festival wurde vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds und Neustart Kultur unterstützt, was es dem Organisationsteam ermöglichte, die Künstler:innen unter optimalen Bedingungen zu empfangen.
Das Organisationsteam bedankt sich herzlich bei allen, die an der Durchführung dieser ersten Ausgabe beteiligt waren:
La Compagnie du Rubis | feminine fabrik kollektiv | Monstress Mess | Les Orageuses | Stabat Matière | Velours & Macadam
Carl Bergerard, Audrey Bernier, Maxime Borowski, Katja Burau, Charles, Romain Comandi, Lea Dunst, Christin Eckart, Clarisse Fougera, Étienne Galvani, Florica Gay, Elvyre Gobert, Camille Guinemer, Jeremy Hodoli, Sebastian Hoffmann, Matthias Hübers, Jetmir Idrizi, Catherine Launay, Alan Leguern, Lucie Loubaton, Lucie Loubet, Fanette Macanda, Rim Mekkaoui, Guillaume Pitsch, Sophie Reavley, Raphael Reher, Vincent Simon, Pauline Simonot, Julia Skierkowska, Barbara Staron, Lucile Tartivel, Maud Ullrich, ACUD MACHT NEU, ACUD Theater, Les Berlinguistes, Der Deutsch-Französische Bürgerfonds, Neustart Kultur, PAP, Theater im NU, Touring Artist
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